Beitrag: Rückblick auf das Meet-up vom 14.02.2024 – Pflegestudie 2.0: Wie geht es den Pflegekräften heute?

19. Februar 2024

Teilen

Passend zum Jahresthema „Mitarbeitende binden“ stellten das IFBG und die BARMER am 14.02.2024 die Ergebnisse der aktuellen Pflegestudie 2.0 im Präventionsnetzwerk Nord vor. 

Bereits zum zweiten Mal, nachdem die erste Befragungswelle mitten in der Corona-Pandemie erfolgte, wurden Pflegekräfte in Deutschland zu ihrem Befinden befragt. Wie geht es den Pflegekräften heute? 

Im Juli 2023 wurden erneut über 1.000 ambulante und stationäre Pflegekräfte zu den erlebten Ressourcen und Belastungen im Pflegeberuf befragt. 

Es zeigt sich, dass die Arbeitszufriedenheit im Pflegeberuf seit der Pandemie stark gestiegen ist, gleichwohl ist die quantitative Belastung weiter angestiegen. Pflegekräfte müssen aktuell noch schneller arbeiten als während der Pandemie, worunter die Leistungsfähigkeit messbar leidet.

10 wesentliche Ergebnisse der Pflegestudie 2.0 für Sie zusammengefasst:

  • Die Arbeitszufriedenheit hat, nach einem Abfall während der Pandemie, wieder zugenommen, liegt jedoch nicht wieder auf dem vorpandemischen Niveau. 
  • Fast die Hälfte der Pflegekräfte hat nicht genügend Zeit, alle Aufgaben zu erledigen.
  • Fast die Hälfte der Pflegekräfte kann nie oder selten regelmäßige Pausen einlegen. Hier zeigt sich keine Verbesserung der Situation, auch hat sich die Regelmäßigkeit der Pausen weiter verschlechtert.
  • Zwei Drittel der Pflegekräfte fühlt sich oft oder immer körperlich erschöpft,  die Hälfte der Pflegekräfte fühlt sich oft oder immer emotional erschöpft.
  • Nur ein Viertel der Pflegekräfte fühlt sich voll leistungsfähig.
  • Fast ein Viertel der Pflegekräfte arbeitet trotz schwerer Krankheitssymptome, das Präsentismusverhalten ist leicht angestiegen.
  • Zwei Drittel der Pflegekräfte erleben einen Konflikt darin, den Bedürfnissen und gleichzeitig den Stationsabläufen gerecht zu werden.
  • 42,3% der befragten Pflegekräfte bekommt nur in (sehr) geringem Maße Wertschätzung entgegengebracht. 
  • Nur 29,5% der Pflegekräfte geben an, dass deren Führungskraft der Arbeitszufriedenheit im Team einen hohen Stellenwert beimisst.
  • Acht von zehn Pflegekräften geben an, die eigene Arbeit in (sehr) hohem Maße als sinnvoll einzuordnen. 

Ergebnisse, zu Bereichen, die erstmalig erhoben worden:

  • Anforderungen seit der Pandemie – Über ein Drittel der Pflegekräfte gibt an, dass sich deren berufliche Anforderungen seit der Pandemie erhöht haben. 
  • Digitalisierung und Technikeinsatz – Pflegekräfte nehmen den Technikeinsatz in allen Bereichen positiv wahr. 

Qualitative Befragung:

Junge Pflegende: 

  • Junge Pflegekräfte erwarten faire Arbeitszeiten und eine angemessene Entlohnung.
  • Sie erleben die Arbeitszeiten und Aspekte der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit als Herausforderung. 
  • Die jungen Pflegenden wünschen sich Maßnahmen in BGF und BGM, um langfristig gesund zu bleiben. 

 

Führungskräfte:

  • Sie sehen Personalmangel generell und im Speziellen Fachkräftemangel als Herausforderungen in der Zukunft.
  • Um Mitarbeitende zu binden sind Wertschätzung und Aufstiegschancen wesentliche Stellschrauben.
  • Aus ihrer Sicht erhöht sich die Attraktivität des Berufs, wenn dafür Maßnahmen auf Teamebene stattfinden, eine angemessenere Bezahlung gesichert ist und der Umgang miteinander wertschätzender gestaltet wird. 

5 Impulse von den Teilnehmenden am Meet-up, die zum Weiterdenken anregen können:

  • Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung sind sinnvoll, jedoch braucht es dringend Veränderungen der Rahmenbedingungen, d.h. Organisationsentwicklungsprozesse auf Verhältnisebene.
  • Viele Betriebe wissen nicht, dass es Entlastungs- und Unterstützungsangebote gibt. Diese müssen sichtbarer werden.
  • Zwischen Lerninhalten in der Ausbildung und der Praxis im „wahren Arbeitsleben“ klafft eine große Lücke. Hier ist Vernetzung notwendig, um Inhalte den Erfordernissen und Gegebenheiten anzupassen. 
  • Die gesundheitliche Situation der Pflegekräfte (körperlich, psychisch, Schlafmangel, Regeneration und Pausen, Präsentismus, kognitive Dissonanz) ist grundsätzlich alarmierend und dringend gestaltungsbedürftig. Protektive Faktoren, wie die erlebte Sinnhaftigkeit, Wichtigkeit der Arbeit, Wertschätzung, Selbstwirksamkeitserleben und Feedback müssen zwingend einen höheren Stellenwert erfahren.
  • „Coolout“ als kognitiver Anpassungsversuch von Pflegekräften, mit der erlebten Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit umgehen zu können, ist facettenreich, scheint einen starken Einfluss auf Burnoutphänomene zu haben und bedarf näherer und vertiefender Einordnung. 

Hinweis:  Zu „Coolout in der Pflege“ hat das IFBG zwei Interviews mit Personen aus der Praxis geführt, die tiefere Einblick in das Thema geben. Die Interviews können hier  nachgelesen werden:

Zu den Interviews

Materialien

Ausblick

Im Präventionsnetzwerk Nord werden wesentliche Impulse aufgegriffen und in künftigen Veranstaltungen vertiefend diskutiert. Merken Sie sich bereits die folgenden Termine im Februar und März 2024 vor.

  • Unter anderem werden im Hands-on Organisationale Resilienz am 13.03.2024 Möglichkeiten zur Gestaltung resilienzförderlicher Rahmenbedingungen in Unternehmen diskutiert. 
  • Im Herbst werden neueste Forschungsergebnisse zur Bindung von Mitarbeitenden vorgestellt, die im dann vorliegenden aktuellen Fehlzeitenreport enthalten sind. 

Ihr Beitrag

Schreiben Sie uns, wie ihnen die Veranstaltung gefallen hat und welche Themen Sie gerne zur Situation in der Pflege diskutieren wollen.

Sie wollen regelmäßig über aktuelle Themen rund um Präventionskultur und gesundes Arbeiten informiert werden? Dann abonnieren Sie gern unseren Newsletter. Im Archiv finden Sie alle bisherigen Newsletter zum Nachlesen.

Datenschutz­einstellungen

Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie unsere Website weiter besuchen können. Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Datenschutz­einstellungen

Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie unsere Website weiter besuchen können. Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.